Für die Scheunenküche in der sanierten Pfarrscheune in Schildau war von Anfang an ein Backofen mit eingeplant. So ein richtiger großer, aus Lehm und Ziegeln, mit einer Herdfläche, die für mehr als ein Probierbrot Platz läßt. Das soll künftig Schulprojekte wie „Vom Korn zum Brot“ mit lebensnahen Bäckerei – Erfahrungen ermöglichen, aber auch für Veranstaltungen im Garten Erdenreich können Brot, Pizza, Kuchen usw. direkt vor Ort gebacken werden.
Lehmbau wie in alten Zeiten
Bereits vor der Neueindeckung des Dachs der künftigen Kulturscheune wurde dazu ein Schornstein mit eingebaut. Ab dem Frühjahr 2021 begann dann der experimentelle Aufbau eines Lehmofens mit tatkräftiger Unterstützung der Lehmbauer aus Bockwitz und in engem Kontakt mit dem Bezirksschornsteinfeger. Zuerst wurde ein Sockel für den Backofen aufgesetzt, der in einem großen Rundbogen Platz für einen Vorrat an Feuerholz läßt. Auch ein Ascheloch ist im „Erdgeschoß“ mit eingefügt, worin die heiße Asche vor dem Backen „versenkt“ werden kann.
Darüber kam die eigentliche Grundplatte für den Herd. Den Backraum bildet ein Tunnel aus Schamotte und Klinkern mit einem Rauchabzugsloch. Die Decke des Herds ist mit hitzespeichernden Schamotte – Steinen ausgekleidet, nach oben hin mit einem Gemisch aus Lehm und Glasschaum gedämmt und mit Lehm verschlossen. So bleibt die Wärme des Herdfeuers für lange Zeit im Ofen gespeichert und kann für alle Backgänge genutzt werden. Die Ofenfront ist mit roten Backstein – Klinkern gemauert, in denen die schwarze Eisentür einen rustikalen Kontrast bildet.
Alle „Etagen“ des neuen Backofens wurden Schicht für Schicht in mehreren Arbeitsgängen aufgesetzt, damit der Lehm zwischendurch genügend Zeit zum Austrocknen hat. Nebenbei wuchs in der Scheunendurchfahrt Schicht für Schicht der Lehmboden, wo später verschiedene Veranstaltungen „auf der Tenne“ stattfinden sollen. Zwischendurch bekam die Küche nun auch einen „Fliesenspiegel“ für die neuen Arbeitsflächen, der dank gespendeter Fliesen und kurzfristigem Einsatz eines engagierten Fliesenlegers entstand.
Probebacken mit Geschmack
An einem sonnigen Septembersonntag gab es ein „Probebacken“, welches sich dank eifriger Mundpropaganda bereits zu einem inoffiziellen Eröffnungs – Backtag ausweitete. Fast zwanzig Besucher waren mit dabei, als die ersten Brote – einige von den Gästen mitgebracht – in den Ofen geschoben wurden. Es zeigte sich, daß dazu noch an einigen Handgriffen geübt werden muß und auch mehr Werkzeuge besorgt oder gebastelt werden müssen, damit der „work-flow“ gut läuft. Wer hätte das gedacht – Bäckerhandwerk will gelernt sein! Und große Brote brauchen mehr als einen kleinen Mini- Schieber, um sie ohne verbrannte Finger aus dem Ofen zu holen 🙂
Fast wäre das Backen noch schief gegangen. Die große Masse des Ofens verlangt wohl nach einer etwas längeren Vorheizzeit. Außerdem hat sich das Backofenthermometer, welches in der Herdtür angebracht ist, als trügerisch erwiesen. Beim Auskehren der Glut und Auswischen des Herdbodens steht die Tür länger offen, die Temperatur auf der Anzeige sinkt und mangels direktem Kontakt mit dem Herd zeigt sie später Phantasiewerte, bei denen kein Brot wirklich braun und knusprig wird. Zum Glück lag die Temperatur im Herd deutlich höher.
Die Geduld wurde belohnt
Viele der Gäste im Garten Erdenreich hatten dann auch die Geduld, etwas länger auf ihr erstes Stück Brot aus dem neuen Backofen zu warten. Und das Warten hat sich gelohnt – die Brotstücken wurden allgemein als wohlschmeckend bewertet. Wem trocken Brot zu wenig war – auch ein großer Zwiebelkuchen fand reißenden Anklang bei den Besuchern.
Ein offizieller Brotbacktag zur Einweihung des neuen Backofens ist nun für den Reformationstag (31.10.2021) geplant. Die Andacht beginnt in der Stadtkirche St. Marien in Schildau um 17.00 Uhr.
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