Duftpflanzen von allen Kontinenten verströmen ihre Note
Ein neuer Duftgarten ist im Frühjahr und Frühsommer 2021 im Pfarr-Garten „Erdenreich“ entstanden. Auf zwei der Terrassen des Gartens entstanden unter den alten Pflaumenbäumen „Duftinseln“ mit jeweils ein bis drei verschiedenen Arten von duftenden Kräutern oder Sträuchern.
Bereits nach dem Ende der frostgefährdeten Periode kamen die Pflanzen von einem spezialisierten Kräuter- und Duftpflanzenhändler im Pfarrgarten in Schildau an.
Aromatische Gerüche auf zwei Terrassen – Ebenen
Nach der Sichtung des Pflanzguts versuchte sich die Projektgruppe an verschiedenen Varianten der Verteilung rechts und links des „Schlängelwegs“ auf den ausgewählten beiden Terrassen. Auch wenn Rasen sonst im Garten Erdenreich eher die Ausnahme bilden soll, werden die Pflanzstellen der Duftpflanzen allerdings durch begehbare Rasenflächen unterteilt. So können Besucher sich an die verschiedenen Düfte „heranpirschen“, ohne von „Fremdgerüchen“ allzu sehr abgelenkt zu werden.
Leider kann die kleine Schafherde hier nicht zum Einsatz kommen. Der aromatische Geruch würde die Tiere wohl schnell zu einer berauschenden Mahlzeit verleiten. Die Pflege des Rasens erfolgt umweltschonend, gestankvermeidend und muskelaufbauend mit mechanischen Handspindel-Mähern. Die Verteilung der Pflanzbeete mußte also mindestens jeweils eine Spindelmäher – Breite Abstand gewähren. Außerdem sollten natürlich eher unterschiedliche (Duft-)Arten einander abwechseln, da nach 5 mal Lavendel wohl alles nur noch gleich riecht. O.k., für einen Vergleich von besonders feinen Duftnuancen können auch mal zwei ähnliche Arten enger zusammenrücken.
Für die jeweiligen Pflanzen und Pflanzengruppen wurden Raseninseln ausgestochen in Kreisen und Ovalen. Dann erfolgte die Pflanzung. Wegen der Junihitze und der fortschreitenden Trockenheit wurden die jungen Pflanzen auch regelmäßig gegossen, obwohl es sich vielfach um trockenresistente Arten handelt. So brachten die „Erdenreich-Freunde“ über zwei Wochen verteilt etwa 250 Pflanzen in den Boden. Mittlerweile blühen einige der neuen Erdenreich-Bewohner schon, sehr zur Freude vieler Hummeln und Bienen. Für ein kräftigeres Wachstum werden da wohl in den nächsten Tagen ein paar Schnitte notwendig, damit die Kräuter erst einmal mehr Energie in den Pflanzenaufbau stecken und nicht schon für viele Blüten verschenken.
Lavendel, Oswegokraut und Geißblatt – Geschichten hinter dem Duft
Die ursprüngliche Herkunft der Duftpflanzen ist vielfältig und geht weit über das Spektrum von Bauern- oder Klostergärten hinaus. Die Weiße Melisse ist wohl so ziemlich die einzige Art, die in diesen Breiten in Zentraleuropa schon länger heimisch ist. Aber selbst viele ihrer Melissen-Verwandten stammen aus dem mediterranen Raum und sind im Laufe von Jahrhunderten über klösterliche Kräutergärten in unsere Region gelangt.
Das Mittelmeer ist auch die Heimat vieler anderer duftender Kräuter. Ein großer Teil der Lavendelarten stammt aus südfranzösischen Anbauregionen. Wie z.B. der Provence – Lavendel „Grosso“, den ein dortiger Lavendelbauer Pierre Grosso 1972 mitten in einer Anbaukrise entdeckt hat. Damals schädigten Pilzkrankheiten die traditionellen Bestände – der neue Lavendel „Grosso“ war davon jedoch nicht betroffen.
Eher aus den Bergregionen im Mittelmeerraum stammt das Bergbohnenkraut. Dieses wächst dort mehrjährig und sammelt die besten Aromen für schmackhaften Kräuterquark oder Gemüse.
Spanien ist der Herkunftsort der gelbblühenden Strauch-Kronwicke. Diese blüht und duftet im Frühjahr. Im viktorianischen England waren die Blüten als Schnittblume beliebt, weil man zu dieser Zeit viel Wert darauf gelegt hat, daß auch Schnittblumen aromatisch duften.
Ähnlich duftintensiv ist die Apotheker-Rose. Deren Blütenblätter waren bereits im 13.Jahrhundert ein gefragtes Handelsgut. Wie der Name schon verrrät, wurden die Blätter von Apothekern verwendet zur Herstellung von hautheilenden Salben bei Reizungen und Entzündungen. Genutzt wurde die Blüte der Apotheker – Rose aber auch in der Küche für alle möglichen aromatisierten Köstlichkeiten.
Ein lange dekoratives Aussehen bieten die Blütenstände des Muskateller – Salbei, der aus türkischen Regionen stammt. Denn selbst wenn die blauvioletten Blüten verblüht sind, bleiben die blaurosa Blüten – Hüllblätter erhalten und sind weiterhin freundlich anzusehen. Ebenfalls in der Türkei zu Hause ist der Schopflavendel. Der Name steht für einen scheinblütenartigen „Schopf“ über den eigentlichen Blüten. Der Duft und das Aroma vom Schopflavendel ist zimtig bis kampferartig.
Aus Israel stammt die Habek-Minze, auch „Biblische Minze“ genannt, mit ihrem frischen Minzaroma.
Den weiten Weg von Fernost, nämlich aus Japan und China hat das Japanische Geißblatt zurückgelegt, eine Heckenkirschen – Art, die sich bis in 10m emporranken kann. Wir haben ihr einen Dreifuß als Klettergestell angeboten. Der Geruch ist jasmin-ähnlich. Die Heilpflanze wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend. Ebenfalls aus fernöstlichen Regionen ist die Koreanische Minze zu uns gelangt.
Die Karoo-Minze oder Kapminze wächst in der Kapregion in Südafrika. Karoo ist eine trockene Savannenlandschaft, so hoffen wir, daß die Karoo-Minze auch mit der trockenen Savannenzone des Garten Erdenreich in Schildau gut klar kommt.
Purpurne Goldmelisse oder Indianernessel stammt wie das nahe verwandte Oswegokraut aus Indianergebieten in Nordamerika und war eine wichtige Heilpflanze der indianischen Ureinwohner. Inzwischen blüht die Goldmelisse schon kräftig. Im Duftgarten Erdenreich ist sie mit Prärie-Duftgras vergesellschaftet, welches den ganzen Sommer über einen starken Koriander-Geruch verbreitet.
Besichtigen und Erschnüffeln erwünscht!
Soweit ein kleiner Überblick über einen Teil der neuen Aromapflanzen im Duftgarten. Zwischen Schlängelweg und Tastpfad ist noch eine ganze Rabatte mit kleineren Pflanzen entstanden. Es gibt also einiges zu entdecken und vor allem zu erriechen an Düften, die die Welt für uns bereithält.
Besichtigt und beschnüffelt werden kann der Duftgarten im Garten Erdenreich jederzeit, wenn das Tor am Pfarramt Schildau offen ist. Einfach gegenüber dem Pfarrhaus rechts in den Schlängelweg einbiegen. Wer vom Duft betört ist, kann sich auf der zweiten Duftgarten Terrasse auf der Bank ausruhen. Weiter unten passiert der Schlängelweg noch die letzte Terrassenstufe, die von einer neu aufgesetzten Trockenmauer gebildet wird. Über den Parkplatz am Schulhort kann der „Garten Erdenreich“ am Fuß des Kirchbergs wieder verlassen werden.