Ein Musikalischer Spätsommernachmittag in Schildau
Wer sich gern vom Klang der Orgel beeindrucken läßt und mehr über Aufbau und melodische Vielfalt des Instruments erfahren möchte, der sollte für den 17. September 2022 einen Besuch in der Stadtkirche St. Marien in Schildau einplanen. Denn dort wird nicht nur ein Orgelkonzert geboten, sondern zuvor auch anhand von Orgel – Improvisationen die Klangfarbe und das Spektrum der Schildauer Vogler – Orgel vorgestellt.
Zu Gast sowohl für die Moderation als auch das Orgelkonzert ist Dr. Wieland Meinhold, der Universitätsorganist von Weimar.
17. September 2022, Stadtkirche St. Marien zu Schildau
14:15 Uhr auf der Orgelempore: „Klangmajestät – Besuch bei der Königin“
W. Meinhold erläutert Aufbau und Klangfarben der historischen Vogler – Orgel anhand 15 verschiedener Improvisationen
15:00 Uhr Orgelkonzert „Eleganter Telemann & barockes Frankreich“
Mit Orgelwerken von Georg Philipp Telemann, Francois Couperin, Louis Nicolas Clérambault, Jean Philipp Rameau u.a.
– Der Eintritt ist frei. Am Ausgang bitten wir um eine von Herzen kommende Spende, die einer Eintrittskarte entsprechen darf –
Besucher, die den Pfarrgarten Erdenreich noch nicht kennen, können gern vor oder nach der Veranstaltung über den Schlängelweg am Kirchberg Schildau wandeln.
Die Geschichte der Schildauer Vogler – Orgel
Die Orgel der Schildauer Stadtkirche wurde 1805 im Stile des Spätbarock vom Naumburger Orgelbaumeister Mathias Vogler gebaut. Vorgängerbauten, so der letzte aus dem Jahr 1647, erfüllten trotz versuchter Reparaturen nicht die Ansprüche der Schildauer Gemeinde.
Die Orgeln von Mathias Vogler stehen zumeist in kleineren Kirchen in der Umgebung von Naumburg, nicht weiter als 30km von seiner Wahlheimatstadt entfernt. Einzige Ausnahme ist die Schildauer Orgel.
Von 2000 bis 2003 wurde die Vogler – Orgel in Schildau einer grundlegenden Restauration unterzogen. Dabei wurden Schwächen einer früheren Überholung behoben. Im Jahr 1939 beispielsweise wurde versucht, das Instrument insgesamt in einer tieferen Tonlage zu disponieren, was einerseits dem Gemeindegesang förderlich sein sollte und andererseits der üblichen Grundstimmung in dieser Zeit entsprach. Außerdem wurden bereits im Kriegsjahr 1917 sämtliche Prospektpfeifen aus Zinn für die Kriegsverwendung beschlagnahmt und später durch leichter verfügbare Zinkpfeifen ersetzt, was die Brillianz des Klangs wesentlich beeinträchtigte.
Im Zusammenhang mit der Restaurierung der Schildauer Orgel fand eine umfangreiche Spurensuche auch an den anderen Vogler – Orgeln im Naumburger Gebiet statt, da einige Register nur durch den Nachbau aufgrund authentischer Quellen rekonstruiert werden konnten.
Die Restaurierung zu Beginn der 2000er Jahre erfolgte durch die Firma Mitteldeutscher Orgelbau A.Vogt, einer Orgelbaufirma, die bereits seit 1855 in Bad Liebenwerda ansässig ist.
Der Dresdener Orgelforscher Jiri Kocourek, der selbst schon auf der Schildauer Orgel konzertierte, schrieb im Juli 2003:
„Die Schildauer Orgel von 1805 ist nicht nur die fünftälteste Orgel der Region, sondern durch ihre Größe eines der bedeutendsten Orgeldenkmale ganz Nordsachsens und mit ihrer Klanggestalt ein wichtiges Bindeglied zwischen Barock und Romantik.„*
Am 21. September 2003 wurde die restaurierte Orgel mit einem Festgottesdienst und anschließendem Orgelkonzert wiedereingeweiht. Nur drei Wochen später war der weithin bekannte Organist Matthias Eisenberg zum ersten Mal an der Schildauer Orgel zu Gast.
Seitdem erfreut die Orgel von Mathias Vogler mit ihrem qualitativ hochwertigen Klang sowohl die Gottesdienstbesucher in Schildau als auch die Gäste der nach erfolgter Restaurierung wieder möglichen Orgelkonzerte.
* Jiri Kocourek in „Stadtkirche St. Marien zu Schildau – Festschrift zur Einweihung der restaurierten Orgel“, Herausgeber: Evangelische Kirchengemeinde St. Marien Gneisenaustadt Schildau 2003