Bereits im Juni sind vier Mutterschafe mit Lämmern im Garten Erdenreich eingetroffen. Ein Schäfer aus Melpitz hat diese an die Schildauer Kirchgemeinde abgegeben.

Zukünftig soll die kleine Schafherde als „lebender Rasenmäher“ die großen Wiesenflächen im Garten Erdenreich und um die Stadtkirche St. Marien landschaftsökologisch korrekt beweiden. So werden diese Wiesen ohne Lärm und Abgas in Form gehalten. Durch den differenzierten Verbiß der Schafe werden die verschiedenen Arten der Wiesenpflanzengesellschaft gefördert und der Artenreichtum erhalten oder sogar vergrößert.

Pfarrscheune Schildau - Schafe im Stall nach der Ankunft
Noch etwas schüchtern – die Schafe nach der Ankunft

Denn viele Pflanzenarten im Offenland sind erst im Zusammenspiel mit der Nutzung durch den Menschen seit der Seßhaftwerdung vor etwa 10.000 Jahren entstanden. Dabei spielte die Beweidung durch verschiedene Wiederkäuer eine wichtige Rolle. Schafe sind besonders vielseitige Landschaftspfleger, da sie teilweise auch Kräuter und aufkommendes Buschwerk verbeißen, das von anderen Weidetieren stehengelassen wird. Durch den Wechsel der Koppeln können immer wieder Blütenpflanzen aufwachsen, blühen und ihren Nektar mit einer Vielzahl an Insekten teilen sowie aussamen und dadurch den Fortbestand der Arten sichern. Die Schafe sorgen dafür, daß auch kleinwüchsige Sorten immer irgendwo eine Chance bekommen, bevor sie von größeren Pflanzensorten überwuchert werden.

Eng mit der vielfältigen Vegetation verbunden ist das Leben verschiedenster Insekten, von Schmetterlingen über Wildbienen, Hummeln, Käfern und Libellen. Diese sind oft jeweils von einer oder wenigen bestimmten Pflanzenarten abhängig, welche in artenreichen Wiesen vorkommen. Während Maschinen bei der Mahd keine Rücksicht auf die Insektenvielfalt nehmen, überleben Erdhummeln oder Wildbienen die Schafbeweidung ohne Weiteres. Das und die abschnittsweise Beweidung macht große Unterschiede zur maschinellen Bewirtschaftung von Mäh-Wiesen aus, die vollflächig ohne Ausnahmen auf ein minimales Normmaß gestutzt werden.

Wiesen an der Stadtkirche St.Marien in Schildau
Wiesen an der Stadtkirche St. Marien
Schafe verbeißen selektiv - bei der Öko-Wiesenpflege
Schafe verbeißen selektiv

Die neuen Schildauer Schafe fanden für die ersten Tage ihren Unterschlupf im Stall in der gerade sanierten Pfarrscheune. Dort verbrachten sie einige Zeit drinnen und unmittelbar davor in einer kleinen Koppel, um sich erstmal an ihre neue Umgebung und die neuen Pfleger zu gewöhnen. Mittlerweile sind sie auch schon im Garten Erdenreich unterwegs und kürzen Weideflächen, die später als Beete und für Gartenprojekte genutzt werden sollen. Den weiteren Weg zur Kirche müssen sie später noch kennenlernen. Bisher geht es darum, die kurzen Verbindungen in Richtung Stall und Garten zu erkunden und die Führung durch zweibeinige „Leithammel“ auf diesen Wegen zu akzeptieren.

Die Mutterschafe kamen gleich mit einer ordentlichen dicken Wolldecke in Schildau an. In der Sommerhitze mögen es aber auch Schafe lieber mit nur einem dünnen Pulloverchen. Deshalb rückte schon nach reichlich zwei Wochen der Schafscherer an und befreite die Damen von dem dicken Pelz. Da es sich um Merino Landschafe handelt, ist diese Wolle recht hochwertig.

Schafschur im Garten Erdenreich - die Schildauer Kirchenschafe werden geschoren
Friseurtermin – Schafschur der Muttertiere
Edler Rohstoff - Merinowolle Wollhaufen nach der Schur
Merino-Wollhaufen nach der Schur

Eine spätere Verwendung in Spinn – Seminaren im Bildungsprojekt Garten Erdenreich oder für künstlerisch – kreative Verarbeitung ist in Überlegung. Auf jeden Fall ist die Wolle auch ein Rohstoff für die gefragten Schafwoll – Wintersocken, die von mehreren Frauen in der Kirchengemeinde gestrickt werden. Diese gehören zu den besonderen Angeboten, welche der Adventsbasar in der Schildauer Kirche schon seit Jahren offeriert. Entstanden ist dieser in den 80er Jahren als Martinsbasar mit Eröffnung am Martinstag, mit dessen Hilfe ein Teil der aufwendigen Kirchensanierungen finanziert wurden. Die dicken Schafwollsocken, in welche lange Flocken von Schafwolle direkt mit eingestrickt werden, haben schon so manchem Dauerkaltfüßler durch dem Winter geholfen.

Inzwischen fühlen sich die Schafe im Garten Erdenreich immer wohler und kennen ihre Wege immer besser. Sie sind zwar manchmal noch etwas schreckhaft und rennen schnell in den Stall, kommen aber kurz darauf neugierig wieder heraus und schnuppern in die Umgebung. Ohne den dicken Wollpullover ist auch für Schafe die sommerliche Wärme erträglicher.

Schafwoll-Socken vom Adventsbasar der Kirchengemeinde Schildau
Warme Schafwoll-Socken mit Schafwoll-Flocken vom Schildauer Adventsmarkt

Natürlich verursachen die biologischen Rasenmäher einige Kosten: Stroh für den Stall muß gekauft werden wie auch Salzsteine, Heu und Hafer für das Winterfutter, Weidezaun und Zaungerät, Wurmkur und ab und zu eine Visite durch den Tierarzt… Wenn Ihnen der Ansatz zur Grünflächen – Pflege durch Schafbeweidung gefällt, würde sich die Kirchengemeinde Schildau und das Projekt-Team „Garten Erdenreich“ über Spenden-Beiträge freuen, die direkt dem Projekt zugutekommen.

Spendenkonto: Kirchspiel Schildau,

Bank für Kirche und Diakonie, IBAN: DE42 3506 0190 1551 5860 29, BIC: GENODED1DKD

Verwendungszweck: „Projekt Garten Erdenreich“