Eine dicke Schneedecke bedeckt im Moment den „Garten Erdenreich“ in Schildau. Nach kräftigen Schneefällen am 7. und 8. Februar, einigen Verwehungen durch eisigen Ost-Wind und weiteren kleinen Schneeschauern in den Folgetagen präsentieren sich Pfarrscheune und Terrassen-Garten weiß verhüllt und einsam. Genug Zeit also für eine kleine Rückschau auf die Veränderungen im vergangenen Jahr 2020.
Wandel der Pfarrscheune zur Kulturscheune
Die alte Pfarrscheune, die ziemlich stark von altersbedingten Bauschäden betroffen war, ist inzwischen weitgehend wieder hergestellt. Leider hat sich der Bau viel länger hingezogen als ursprünglich geplant, da insbesondere eine Firma durch krankheitsbedingte Ausfälle später und langsamer als vereinbart ihre Leistungen erbracht hat. So kommt eins zum anderen, die Lehmbau – Anteile sind teilweise nun in die Frostperiode gerutscht und müssen auf wärmeres Frühlingswetter warten.
Doch mal lieber hier ein Überblick, was geschafft wurde.
Beim Entrümpeln und Ausräumen der Tenne und der Räume der Scheune waren viele fleißige Helfer aus der Kirchengemeinde und Freunde des Projekts aktiv.
Durch Sicherungsmaßnahmen sind die stark geschädigten Wandteile an der Ostseite wieder dauerhaft befestigt. Ein Streifen-Fundament für den Anbau wurde gelegt.
Die gesamte Holzbalken – Konstruktion des Dachstuhls der Pfarrscheune wurde von einer Zimmerei – Firma überarbeitet – viele Teile mußten ausgetauscht werden. Ein Werkstatt – Anbau ist auf der Süd-Seite in Holz-Fachwerk – Konstruktion entstanden. Dieser wurde wie auch der Südgiebel der Scheune mit einer Lärchenholz – Schalung verkleidet.
Das Dach ist neu gelattet und mit den alten, geborgenen Handstrich – Biberschwänzen neu eingedeckt worden. Ergänzend wurden noch Biber von der Kirchgemeinde in Landsberg (bei Halle/ Saale) gespendet, die dort in einer Scheune eingelagert waren. Sowohl das Abdecken als auch die Abholung der Dachziegel aus Landsberg übernahmen Freiwillige. Auch der hölzerne Werkstatt – Anbau bekam ein Dach mit Handstrich – Biber- Deckung.

Im Raum für die Sommerküche wurde ein neuer Schornstein eingezogen, an den ein Lehm – Backofen angeschlossen werden soll.
In der Tenne fehlt jetzt noch der Fußboden, der in althergebrachter Lehmstampf-Technik aufgebaut wird. Dazu muß die Wetterlage aber wieder frostfrei sein. Dann kann dieser Raum vor allem als Saal der „Kulturscheune“ genutzt werden. Das Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland hat bei einem Besuch im Juli 2020 bereits einen Förderbeitrag überbracht, mit dem flexible Bestuhlung sowie Kino- und Veranstaltungs – Technik für diese Kulturscheune beschafft wurde.
Der Werkstatt – Anbau ist bereits weitgehend eingerichtet und wird auch schon genutzt. Die Scheune hat ein neues Tor erhalten. Dazu wurde der Torbogen in althergebrachter Weise neu gemauert. An den alten Scharnierbalken sind neue Tor-Flügel eingebaut worden.

Der entstehende „Garten Erdenreich“
Der Garten ist im Moment komplett unter der Schneedecke verschwunden. Doch es hat sich einiges getan und nun wartet der Garten auf den Frühling.
Die Zahl der Bienenvölker ist im Wachsen. Auch aus den Fördermitteln des EKD Kulturbüros konnte einiges an Imkerei – Ausrüstung angeschafft werden. Denn im neuen Jahr soll eine Arbeitsgemeinschaft zur Imkerei mit der benachbarten Grundschule Schildau entstehen. Die Kinder können dann im „Garten Erdenreich“ das Leben und Verhalten der Honigbiene beobachten und die Grundlagen der Imkerei erlernen. Neben dem alten Bienenstand wächst gerade ein Bienenhaus aus Holz mit rückseitigem Arbeitsraum und Holzschindel – Dach.


Wildnis im Garten
In der Südost – Ecke des Pfarrgartens verbleibt eine „Wildniszone“, die sich weitgehend unbeeinflußt selbst entwickeln soll. Alter Baumsbestand, dichte Büsche und ein Feuchtbiotop bieten viele Versteckmöglichkeiten für die lokale Tierwelt. Hecken umschließen diesen Bereich und sollen diese Wildnis von den Nutzgarten – Teilen abschirmen. Das Betreten soll nur in Ausnahmefällen für forschende Kindergruppen erlaubt werden. Um einen regelmäßigen Einblick in die Wildnis des „Erdenreichs“ zu erhalten, wurde aber eine Beobachtungsplattform aufgebaut, die über eine Wackelbrücke vom Garten zugänglich ist. Von dieser Plattform aus können Kinder und Erwachsene Vögel und andere Tiere in der Naturschutz – Zone beobachten, ohne selbst allzu sehr zu stören.


Serpentinenweg und Tastpfad
Im denkmalgeschützten Terrassen- Garten wurde der Serpentinenweg weitgehend fertiggestellt. Im Frühjahr soll noch die Oberfläche verdichtet werden. Damit sind alle Bereiche des Nutzgartens zugänglich. Das untere Ende verbindet direkt zum kommunalen Schulhort, so daß Schulkinder einen schnellen Zugang zum Garten Erdenreich erhalten und sich hoffentlich rege an den Garten – Arbeitsgemeinschaften beteiligen werden. Quer zum Weg wurde zuvor eine Fallwasserleitung eingebracht, über die von einer noch zu bauenden Regenwasser – Zisterne Gießwasser in den Nutzgarten geleitet werden kann. Auf einer der Terrassen – Ebenen wurde auch der Tast – und Fühlpfad vorbereitet, der im Frühjahr seine verschiedenen Füllungen erhält. Diverse Baumpflanzungen sind ebenfalls erfolgt.
Im oberen Teil des Erdenreich – Gartens wurde mit dem Bau eines runden Rosenpavillons begonnen. Dieser wird zukünftig sicher nicht nur ein Ort der Kontemplation, sondern kann auch zur Versammlung von Lerngruppen in den Seminaren des „Garten Erdenreich“ – Bildungshauses dienen. Daneben auf der gleichen Terrasse und eine „Etage“ tiefer entsteht der Duftgarten.
Die Projektgruppe
Die Projektgruppe hat im Moment einen schweren Gang zu absolvieren. Abgesehen davon, daß der Winter gerade für Ruhe auf allen Baustellen sorgt und jede Außen – Aktivität praktisch „eingefroren“ ist, machen die Corona – Auflagen zu schaffen. Diesen unterlagen sämtliche Treffen im vergangenen Jahr 2020 bis heute einschließlich möglicher öffentlicher Informations – Veranstaltungen. Seit November ruht die Arbeit in Präsenztreffen ganz und wird derzeit nur über virtuellen Austausch per Mailing-Liste fortgeführt. Leider nagt dieser Zustand auch an der Motivation, zumal neben eingangs beschriebenen Bauverzögerungen Corona für weitere „Dehnungen“ in der Anlauf – Phase des Projekts gesorgt hat.

In sofern ist neuer Schwung gefragt! Sobald im Frühjahr wieder Treffen möglich werden, soll die Arbeit natürlich wieder aufgenommen werden. Und es ist auf jeden Fall erwünscht, daß neue Interessierte dazukommen und sich mit ihren Ideen und mit Tatkraft in das Projekt einbringen! Auch wenn der Träger der Umwelt – Bildungsstätte „Garten Erdenreich“ die Kirchengemeinde Schildau ist, soll dieses Haus für alle offen sein, denen Umwelt- und Naturschutz-Bildung sowie Garten-Wissen am Herzen liegen. Bewußt wurde ja von Anfang an die Grundschule und der Schulhort mit in die Planung und das Aufgabenspektrum einbezogen. Genauso breit gefächert sollen auch zukünftige Seminartage für und mit Erwachsenen gestaltet werden. Insofern freut sich die Projektgruppe über jedes Engagement in diesem Sinne.