Nistkasten – Aktion im Garten Erdenreich
In einen Naturgarten gehören Vögel. Viele verschiedene Vögel. Sie helfen bei der Eindämmung von Kulturpflanzen – Schädlingen und sorgen mit Flug-Akrobatik und ihren Gesängen für gute Stimmung. Auch wenn es im Garten Erdenreich in Schildau eine Wildnis – Zone gibt, sind alte Bäume mit einer Vielzahl an Nisthöhlen eher rar. Deshalb helfen die aktiven Erdenreich – Zweibeiner und ihre Freunde mit weiteren, künstlichen Nisthöhlen. Im Februar konnten schon einige Nistkästen für Meisen, Schnäpper oder Kleiber aufgehangen werden, die z.T. auch aus der Werkstatt der benachbarten alten Gärtnerei stammen.
Doch für so einen großen Garten dürfen es auch mal weitere, besondere Nisthilfen sein, die sonst leider nur selten angebracht werden. Ein Kleingruppen – Projekt war dazu der Bau eines Nistkastens für den einheimischen Waldkauz. Mit dem angrenzenden Stadtpark, den Flächen und Wildnisbereichen im Pfarrgarten, den Auenwiesen am Heidelbach und dem naheliegenden Salzberg gibt es im Umfeld des Garten Erdenreich verschiedene, abwechslungsreiche Landschafts – Strukturen, die den Lebensraum für den Waldkauz durchaus attraktiv machen. Nur an Nistmöglichkeiten fehlt es für den Höhlenbrüter.
Waldkauz – Kasten Bau
Baupläne und – skizzen zusammen mit Hinweisen für die artgerechte Anbringung von Nisthilfen gibt es auf verschiedenen Seiten des Naturschutz-Bundes (NABU). In der neuen Werkstatt an der Pfarrscheune wurde der ziemlich große Kasten aus alten Regalbrettern angefertigt. Um eine ausreichende Stabilität zu erhalten, wurden entlang mehrerer Kanten Leisten eingeklebt und genagelt.
Die Bretter untereinander wurden „vernadelt“ – mit kleinen Holzstiften aus handelsüblichen Schaschlyk-Spießen gedübelt. Das geht schnell, ist gut haltbar und verhindert Spannungen im Holz, die unter dem Einfluß des Wetters nach und nach zum Reißen der Bretter entlang der Holzfasern führen. So wurden sogar schon sehr alte Nistkästen repariert, bei denen die verwitterten, rissigen Bretter langsam auseinanderzufallen drohten. Frisch vernadelt schaffen sie noch ein paar Jahre mehr. Dazu werden mit einem kleinen, scharfen Bohrer passende Löcher in Abständen entlang der Kanten gebohrt. Darauf kommt ein Tropfen Holzleim und dann werden die hölzernen „Schaschlyk – Nadeln“ vorsichtig eingehämmert. Was zu lang ist, kann mit einem Seitenschneider schnell abgeknipst werden. So eine Verbindung hält sogar in Faserrichtung recht gut, was bei anderen Holzverbindungen immer problematisch ist.
Normalerweise wird dazu geraten, Nistkästen nicht zu streichen oder zu lasieren. Lösungsmittel oder chemische Farbzusätze können u.U. auch die Brut schädigen. Und Holzkästen halten, wenn sie solide angefertigt und gut befestigt sind, auch viele Jahre ohne Anstrich. Verlängert werden kann das Leben heimischer Holz – Nistkästen, wenn sie regelmäßig im Herbst entleert, oberflächlich gereinigt und dann ggf. repariert werden, so daß sie in sich weiter stabil bleiben.
Im Garten Erdenreich wurde trotzdem ein selbst hergestellter Wetterschutz – Anstrich testhalber aufgetragen (nur außen und mit Abstand zum Flugloch): Dazu wurde altes Bienenwachs aus der Erdenreich – Imkerei geschmolzen und mit Terpentinöl gemischt. Mit diesem Schutzwachs wurde der Waldkauz- Nistkasten äußerlich einbalsamiert und damit der Wetterschutz noch einmal verbessert.
Stille Bewohner in alter Esche
Anschließend wurde der Waldkauz-Kasten an einer starken alten Esche aufgehangen. Für die Arbeitshöhe von über 5m war eine extra lange Leiter nötig. Glücklicherweise konnte die Gärtnerei in der Nachbarschaft damit aushelfen. Da der Waldkauz in der Natur eher alte Schwarzspechthöhlen und große Astlöcher nutzt, wo im Inneren schon weiches Material liegt, tragen diese Eulen kein eigenes Nistmaterial ein. Deshalb wurde zum Schluß noch „ordentlich das Bett gemacht“, mit einem Eimer voller Hobelspäne als bequemes Nistmaterial.
Nun bleibt zu hoffen, daß sich bald die ersten neuen Bewohner im Garten Erdenreich einfinden. Weitere Pläne für Nisthilfen gibt es auch schon – z.B. für Schleiereulen im Dachboden der Stadtkirche oder für Turmfalken im Turm. Stück für Stück soll so das Erdenreich zum vielseitigen Lebensraum entwickelt werden, der Bewohnern wie Besuchern die heimatliche Natur wieder ein Stück näher bringt.