Wiedereinmal haben die Arbeiten am Garten Erdenreich für Monate ruhen müssen. Corona – Auflagen unterbrachen die Reihe der regelmäßigen Arbeitstreffen seit dem Herbst und auch die Planungsgruppe konnte nicht zusammenkommen. Doch seit dem letzten Wochenende hat der Schildauer Garten Erdenreich ein neues Puzzle – Teil hinzugewonnen: Einen Schäferwagen. Mitglieder der Projektgruppe setzten die kürzlich gelieferten Bauteile einer holländischen Firma im Garten zusammen.
War das „Testbacken“ einige Wochen zuvor schon ein Ereignis größer als geplant, ging es am Reformationstag in Schildau richtig heiß her. Erstmals sollte nun auch für ein „öffentliches Publikum“ gebacken werden. Dazu ist der Reformationstag, also der 31. Oktober, an dem im Jahre 1517 Martin Luther in Wittenberg seine Thesen an die Tür der Schloßkirche nagelte, genau das richtige Datum. Denn im großen Umkreis um Leipzig – Halle – Wittenberg werden zum Reformationsgedenken spezielle Brötchen gebacken, „Reformationsbrötchen“ eben. Im Dresdner Raum wird aus dem Lutherbrötchen gleich ein Reformationsbrot, wobei da schon mal für den weihnachtlichen Christstollen geübt wird – die Rezeptur ist ähnlich, nur sind weniger Rosinen und Butter drin.
Für die Scheunenküche in der sanierten Pfarrscheune in Schildau war von Anfang an ein Backofen mit eingeplant. So ein richtiger großer, aus Lehm und Ziegeln, mit einer Herdfläche, die für mehr als ein Probierbrot Platz läßt. Das soll künftig Schulprojekte wie „Vom Korn zum Brot“ mit lebensnahen Bäckerei – Erfahrungen ermöglichen, aber auch für Veranstaltungen im Garten Erdenreich können Brot, Pizza, Kuchen usw. direkt vor Ort gebacken werden.
Lehmbau wie in alten Zeiten
Bereits vor der Neueindeckung des Dachs der künftigen Kulturscheune wurde dazu ein Schornstein mit eingebaut. Ab dem Frühjahr 2021 begann dann der experimentelle Aufbau eines Lehmofens mit tatkräftiger Unterstützung der Lehmbauer aus Bockwitz und in engem Kontakt mit dem Bezirksschornsteinfeger. Zuerst wurde ein Sockel für den Backofen aufgesetzt, der in einem großen Rundbogen Platz für einen Vorrat an Feuerholz läßt. Auch ein Ascheloch ist im „Erdgeschoß“ mit eingefügt, worin die heiße Asche vor dem Backen „versenkt“ werden kann.
Duftpflanzen von allen Kontinenten verströmen ihre Note
Ein neuer Duftgarten ist im Frühjahr und Frühsommer 2021 im Pfarr-Garten „Erdenreich“ entstanden. Auf zwei der Terrassen des Gartens entstanden unter den alten Pflaumenbäumen „Duftinseln“ mit jeweils ein bis drei verschiedenen Arten von duftenden Kräutern oder Sträuchern.
Bereits nach dem Ende der frostgefährdeten Periode kamen die Pflanzen von einem spezialisierten Kräuter- und Duftpflanzenhändler im Pfarrgarten in Schildau an.
Bereits im Juni sind vier Mutterschafe mit Lämmern im Garten Erdenreich eingetroffen. Ein Schäfer aus Melpitz hat diese an die Schildauer Kirchgemeinde abgegeben.
Zukünftig soll die kleine Schafherde als „lebender Rasenmäher“ die großen Wiesenflächen im Garten Erdenreich und um die Stadtkirche St. Marien landschaftsökologisch korrekt beweiden. So werden diese Wiesen ohne Lärm und Abgas in Form gehalten. Durch den differenzierten Verbiß der Schafe werden die verschiedenen Arten der Wiesenpflanzengesellschaft gefördert und der Artenreichtum erhalten oder sogar vergrößert.
Noch etwas schüchtern – die Schafe nach der Ankunft
In einen Naturgarten gehören Vögel. Viele verschiedene Vögel. Sie helfen bei der Eindämmung von Kulturpflanzen – Schädlingen und sorgen mit Flug-Akrobatik und ihren Gesängen für gute Stimmung. Auch wenn es im Garten Erdenreich in Schildau eine Wildnis – Zone gibt, sind alte Bäume mit einer Vielzahl an Nisthöhlen eher rar. Deshalb helfen die aktiven Erdenreich – Zweibeiner und ihre Freunde mit weiteren, künstlichen Nisthöhlen. Im Februar konnten schon einige Nistkästen für Meisen, Schnäpper oder Kleiber aufgehangen werden, die z.T. auch aus der Werkstatt der benachbarten alten Gärtnerei stammen.
Waldkauz (Strix aluco)°
Doch für so einen großen Garten dürfen es auch mal weitere, besondere Nisthilfen sein, die sonst leider nur selten angebracht werden. Ein Kleingruppen – Projekt war dazu der Bau eines Nistkastens für den einheimischen Waldkauz. Mit dem angrenzenden Stadtpark, den Flächen und Wildnisbereichen im Pfarrgarten, den Auenwiesen am Heidelbach und dem naheliegenden Salzberg gibt es im Umfeld des Garten Erdenreich verschiedene, abwechslungsreiche Landschafts – Strukturen, die den Lebensraum für den Waldkauz durchaus attraktiv machen. Nur an Nistmöglichkeiten fehlt es für den Höhlenbrüter.
Eine dicke Schneedecke bedeckt im Moment den „Garten Erdenreich“ in Schildau. Nach kräftigen Schneefällen am 7. und 8. Februar, einigen Verwehungen durch eisigen Ost-Wind und weiteren kleinen Schneeschauern in den Folgetagen präsentieren sich Pfarrscheune und Terrassen-Garten weiß verhüllt und einsam. Genug Zeit also für eine kleine Rückschau auf die Veränderungen im vergangenen Jahr 2020.
‚Kultur ist der Spielraum der Freiheit…‘ denn Kultur ist das Experimentierfeld des Möglichen.
heißt es auf der Kultur-website der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter Einbeziehung eines Zitats von Dietrich Bonnhoefer.
Um dieses Experimentierfeld zu erweitern und in die Ländlichen Räume zu tragen, hat die EKD ein eigenes Kulturbüro geschaffen. Dieses unterstützt in Zusammenarbeit mit der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien mit dem Programm „Land Gut – Kultur Gut“ kulturelle Projekte in kleinen ländlichen Kirchengemeinden.
Förderplakette LandGut 2020 am Garten Erdenreich
Im Kirchspiel Schildau gehört „Garten Erdenreich“ zu den geförderten Projekten. Bei einem Besuch im „Garten Erdenreich“ überzeugte sich Klaus- Martin Bresgott vom Kulturbüro der EKD im Juni 2020 von den ambitionierten Vorhaben der Kirchengemeinde Schildau. Er zeigte sich beeindruckt vom großen terrassierten Pfarrgarten am Kirchberg und von der behutsam sanierten Pfarrscheune, die zukünftig Umweltbildungs – Stätte, Kultur- und Kino-Tenne werden soll. Genau da steigt das Kulturbüro mit dem „Land Gut – Kultur – Gut“ – Beitrag ein: